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Veröffentlicht auf 02 September 2021

“Padova Urbs Picta”, die Freskenzyklen des 14. Jahrhunderts in der Stadt des heiligen Antonius sind UNESCO Welterbe

Dazu gehören auch Freskenzyklen in der Basilika und dem Konvent des hl. Antonius sowie im Oratorium des hl. Georg

Am Samstag, 24. Juli 2021 wurde Padua im Rahmen der 44. Sitzung des Komitats für Welterbe in Fuzhou offiziell als “Padova Urbs picta” in die Liste der UNESCO der entsprechenden Monumente aufgenommen.

Das ist eine wichtige und kollektive Auszeichnung, die das in Padua vorhandene System von acht Freskenzyklen aus dem 14. Jahrhundert prämiert, worunter sich auch zwei in dem außerordentlichen monumentalen antonianischen Komplex, der Basilika und dem Konvent des hl. Antonius (Fresken von Giotto in der Kapelle der Schwarzen Madonna, in der Kapelle der Segnungen und im Kapitelsaal, von Giusto de’ Menabuoi in der Kapelle des Seligen Luca Belludi, von Altichiero da Zevio und Jacopo Avanzi in der Jakobus-Kapelle) und dem anliegenden Oratorium des hl. Georg (vollständiger Freskenzyklus von Altichiero da Zevio)  befinden.

Zu der gesamten Serie gehören auch die folgenden Zyklen: die Scrovegni-Kapelle, die Kirche Santi Filippo e Giacomo agli Eremitani, der Palazzo della Ragione, das Baptisterium des Doms, die Kapelle der Reggia Carrarese und das Oratorium des hl. Michaels.  

Das ist die Begründung für die Aufnahme der Fresken in die Liste der Monumente, die als UNESCO Welterbe gelten: 

“[Die Freskenzyklen] zeigen eine völlig neue Form, die Erzählung durch Malerei darzustellen, mit neuen räumlichen Perspektiven, die von dem Fortschritt in der Wissenschaft der Optik beeinflusst sind, und einer neuen Fähigkeit, menschliche Figuren darzustellen, mit allen ihren Kennzeichen, inklusive Gefühlen und Emotionen. Diese Neuerungen kennzeichnen eine neue Ära in der Kunstgeschichte und führen zu einem unwiederbringlichen Richtungswechsel.” 

Der Rektor der Antonius-Basilika, Pater Oliviero Svanera, hat die Entscheidung des internationalen Komitees wie folgt kommentiert:

“Die Erklärung der UNESCO, die die drei Komplexe der Basilika betrifft, wird für uns nicht nur zu einem Aufruf, unseren Einsatz für die Erhaltung und Verbreitung dieses weltweit einzigartigen Meisterwerks immer neu zu garantieren. Mehr noch, für uns als Kirche wird sie zu einer Chance, die Einladung zur Begegnung mit dem Glauben, der ja diese Werke hervorgebracht hat, zu erneuern und zu erweitern. Anhand der Fresken in der Basilika – ich erinnere hier auch an die immensen Meisterwerke der Skulpturen in der Grabeskapelle oder die des Donatello im Altarraum – wollen wir neben den touristischen, technischen und kulturellen Aspekten auch die Möglichkeit der Begegnung mit dem, der in all diesen Werken zum Ausdruck gebracht wird, nämlich Christus, der Retter, hervorheben. Der Weg des Evangeliums, die Evangelisierung anhand von künstlerischer Meisterlichkeit anhand von Schönheit, die stauen lässt, kann den Weg zur Suche nach Gott eröffnen und Herz und Verstand auf die Begegnung mit Christus, der den Menschen für ihre Rettung von Gott geschenkten, Fleisch gewordenen Schönheit vorbereiten.”

 

DIE WERKE VON PADUA URBS PICTA IN DER ANTONIUS-BASILIKA

BASILIKA UND ANTONIUS-KONVENT

In der Basilika und im Antoniuskonvent werden die ersten Zeugnisse des Schaffens von Giotto in Padua aufbewahrt, der in der Zeit von 1302 bis 1303, also kurz vor der Ausmalung der Scrovegni-Kapelle, in der Kapelle der Schwarzen Madonna, der Segnungskapelle und im Kapitelsaal gewirkt hat.

Deshalb sind seine Werke hier in der Basilika in der Reihe “Freskenzyklen des 14. Jahrhunderts in Padua“ chronologisch an erster Stelle einzuordnen, denn sie bezeugen den Beginn des Schaffens Giottos in Padua. Sie zeigen, wie der Meister aus Florenz bereits hier die Grundlage seiner Suche nach Perspektive und der optimalen Ausnutzung des Raumes, die er kurz darauf dann in der Scrovegni-Kapelle perfektioniert.
 
In der Basilika befinden sich außerdem die Werke weiterer herausragender Künstler der Paduaner Fresken des 14. Jahrhunderts: Giusto de’ Menabuoi, Altichiero da Zevio und Jacopo Avanzi, die jeweils Zyklen von unschätzbarem Wert geschaffen haben, die ganz konkret die Geschichte der reichen Kunstförderung durch die Herrscherfamilie der Carraresi bezeugen.

 

ORATORIUM DES HL. GEORG

Auf dem Vorplatz der Antonius-Basilika befindet sich das Oratorium des hl. Georg, das von Raimondino Lupi di Soragna als Familien-Mausoleum errichtet wurde, um die sterblichen Überreste von Bonifatius zu beherbergen, wobei er dem architektonischen und ikonografischen Modell der Scrovegni-Kapelle folgte, die mehr als 70 Jahre zuvor erbaut wurde. Das Oratorium des hl. Georg zeigt einen Freskenzyklus von Altichiero, der mit Hilfe von Jacopo da Verona zwischen 1379 und 1384 die Innenwände vollständig ausmalte. Im Bereich der Serie „Die Freskenzyklen des 14. Jahrhunderts in Padua” folgt dieser Zyklus dem von Altichiero in der Jakobus-Kapelle in der Basilika, gekennzeichnet durch perspektivische Illusion, vor allem hinsichtlich der dargestellten Architektur, die reelle architektonische Elemente in die bildnerische Darstellung miteinbezieht und besonderes Augenmerk auf die Leuchtkraft der Farben legt. Altichiero hebt in seinen Darstellungen die kriegerischen Tugenden der Familie Lupi hervor, die im Dienst der der Carraresi und der Stadt standen. Die Qualität der Gemälde, die raffinierte Farbgebung, die perspektivischen Lösungen und die Nähe zu den realen Begebenheiten machen diesen Zyklus zu einem völlig neuartigen Meisterwerk, das die perspektivische Gestaltung des 15. Jahrhunderts vorwegnimmt.  Dass die Scrovegni-Kapelle zum Vorbild genommen wurde, geht offensichtlich aus der Betrachtung des Oratoriums des hl. Georg hervor: die architektonische Anordnung, die von Rahmen umgebenen Dekorationen, die Organisation der Szenen auf übereinanderliegenden Registern und die Deckengestaltung mit einem Sternenhimmel und eingerahmten Figuren – all das verweist auf Giotto, in einer neuen Interpretation im Sinne des neuen gotischen Stils.